Nomadic traces
(2019), for solo piano
Piece composed with the support of initiative neue musik Berlin
Premiere: 3rd December 2019, Piano, Pavlos Antoniadis, concert Der Geist des Instruments - Hommage à Klaus K. Hübler, Unerhörte Musik, BKA, Berlin.
Duration: 6 minutes.

(DE) In meinen aktuellen elektroakustischen und instrumentalen Arbeiten untersuche ich die Beziehung von Klangmaterial und Raum. In meiner kompositorischen Praxis erforsche ich Themen, wie Schalldiffusion und die Verhaltensweisen des Klangs im Aufführungsraum und die Wahrnehmung von Klang in Abhängigkeit von der Position der Zuhörer und der Klangquellen. Darüber hinaus interessiert mich die Verräumlichung von Klängen innerhalb der Instrumente und die Akustik der Instrumente. In diesem Stück möchte ich diesen letzten Aspekt und die Möglichkeit der Verräumlichung und des „Mappings“ von Klangparametern untersuchen. Das Klavier hat mehr als jedes andere Instrument eine klare Zuordnung von Tonhöhen. Die Tonhöhe nimmt von der linken Seite des Klaviers zur rechten Seite hin zu. In Nomadic Traces möchte ich ein „Mapping“ für die anderen Klangparameter entwickeln und den gesamten Körper des Klaviers als eigenständigen Raum behandeln. Ich nehme vollständig die Funktion der Tastatur als „Interface“ und Vermittler des Klavierklangs an und beschreibe die Aktionen und Parameterzuordnungen mit Bezug auf die Tastatur. Die Tastatur wird dann je nach Parameter in verschiedene Bereichen aufgeteilt. Daher wird die Tastatur zusammen mit dem „Standard"-Tonhöhen-Mapping in eine bestimmte Anzahl von verschiedenen lokalisierten Dauernbereichen, Klangfarben-Bereichen und Aktionsbereichen unterteilt. Diese Bereiche sind nicht feststehend oder serialisiert, aber sie sind fließend und ermöglichen Übergänge untereinander. Zusätzlich sind diese parametrischen Bereiche nicht festgelegt, sondern können Bewegungen von einem Teil der Tastatur zu einem anderen beschreiben. Die Interaktionen und Bewegungen dieser verschiedenen Organisationen erzeugen unerwartete und offene Situationen. Diese Interaktionen verschiedener Kartierungen und „Mappings“ zeigen meine persönliche Interpretation von Klaus Karl Hüblers Idee der Entkopplung.. Diese Herangehensweise, die Tastatur zu kartographieren, sucht nach einer Interaktion zwischen der Spezifität des Klangmaterials des Klaviers, der Körperlichkeit seiner Produktion und mir als Komponist. Indem ich den Raum der Tastatur kartografiere, erforsche und engagiere ich mit der spezifischen Materialität des Klavierklangs und den physischen Aktionen, die zu ihrer Erzeugung benötigt werden. Das Ergebnis dieser Interaktion ist wiederum unerwartet und offen. Diese Herangehensweise unterscheidet sich davon, das Klavier durch Präparationen oder die Verwendung von Elektronik anders klingen zu lassen, wie ich es in anderen Stücken gemacht habe. Als Ergebnis dieser Interaktion zwischen Komponist, Material und seiner Produktion wird die Handlungsmacht des Stückes geöffnet und geteilt.