displaced
(2020), para orquesta de cámara
Encargo del SÜDWESTRUNDFUNK para Donaueschinger Musiktage 2020
SWR Symphonieorchester
Duración: 7:41 minutos.

lularom · displaced (2020) for chamber orchestra

(EN) Think of a sound, an acoustic impulse in a room. Together with the initial sound wave, you will hear its reverberation, the different reflections of the impulse by the concrete walls and surfaces of the room. Thanks to the reflections, you will perceive the room and will be able to get an idea of its size, content and characteristics. Moreover, these reflections constitute a concrete rhythmical pattern of delays of the initial impulse. In this sense, we can conceive sound as a relation between space and time by understanding space as a series of rhythmical patterns. displaced is an aesthetic development of this idea in the form of a miniature for chamber orchestra. The piece is the mapping, projecting and time-stretching of the reflections of an imagined sound from two different points in the space of the Donaueschingen BaarSporthalle using an acoustic raytracing algorithm, i.e., a program to calculate these very fast reflections and their patterns. The spatial dimension in 'displaced' does not reside in the disposition of the instruments – all instruments are in the usual orchestra formation on stage – but in the piece’s conception of space in relation to time, and in the aesthetic perception of a ‘lived space’ (éspace vécu), in which we as listeners reside and which we all experience. From the innumerable possible positions of sound emissions – and their innumerable reflection patterns in the Baar-Sporthalle – I take a few from an acoustic model of the space to use compositionally. This selection is a conscious compositional gesture intended to aesthetically explore a specific aspect of a place. Rather than acoustically representing a place, the piece makes the listener aware of the place by musically transforming, magnifying and projecting it. This place is also displaced to the stage and into the ensemble. That is, the place that we are experiencing at the moment of the performance is being explored and made audible by displacing its entirety to the area of the stage. The utopian topos of space in music is then revisited in displaced. Utopia is not an ideal unreachable place but is rather the place that we inhabit and experience, which, having been aesthetically rethought and redistributed, can reveal new possibilities.

(DE) Stellen Sie sich ein Geräusch vor, einen akustischen Impuls in einem Raum. Zusammen mit der anfänglichen Schallwelle hören Sie einen Nachhall und die unterschiedlichen Reflexionen des Impulses durch die Wände und Flächen des Raumes. Dank der Reflexionen werden Sie den Raum wahrnehmen und sich ein Bild von seiner Größe, seinem Inhalt und seinen Eigenschaften machen können. Darüber hinaus bilden diese Reflexionen ein konkretes rhythmisches Muster der Verzögerungen des Anfangsimpulses. In diesem Sinne können wir Klang als eine Beziehung zwischen Raum und Zeit verstehen und der Raum wird zu einer Reihe rhythmischer Muster. displaced ist eine ästhetische Weiterentwicklung dieser Idee in Form einer Miniatur für Kammerorchester. Das Stück ist die Abbildung, Projektion und zeitliche Dehnung der Reflexionen eines imaginären Klangs von zwei verschiedenen Punkten im Raum der Donaueschinger Baar-Sporthalle unter Verwendung eines akustischen Raytracing-Algorithmus, d.h., ein Programm, um diese sehr schnellen Reflexionen und ihre Mustern zu berechnen. Die räumliche Dimension des Stückes displaced liegt nicht in der Anordnung der Instrumente – alle Instrumente befinden sich in der üblichen Orchesterformation auf der Bühne –, sondern in der Raumauffassung des Stückes in Bezug auf die Zeit und in der ästhetischen Wahrnehmung eines gelebten konkreten Raums (éspace vécu), in dem wir, die Zuhörer*innen, uns befinden und den wir erleben. Aus den unzähligen möglichen Positionen der Schallemissionen und ihren unzähligen Reflexionsmustern in der Baar-Sporthalle nehme ich einige aus einem akustischen Modell des Raumes, um sie kompositorisch zu nutzen. Diese Auswahl ist eine bewusste kompositorische Geste, um einen bestimmten Aspekt eines Ortes ästhetisch zu erkunden. Anstatt einen Ort akustisch abzubilden, macht das Stück den Hörer auf diesen Ort aufmerksam, indem es ihn musikalisch transformiert, vergrößert und projiziert. Dieser Ort wird auch auf die Bühne und den Ensemble-Raum verlagert. Das heißt, der Ort, den wir im Moment der Aufführung erleben, wird erkundet und hörbar gemacht, indem seine Gesamtheit auf den Bereich der Bühne transportiert wird. Der utopische Topos des Raumes in der Musik wird dann in displaced wieder aufgegriffen. Utopie ist kein idealer unerreichbarer Ort, sondern der Ort, den wir bewohnen und erleben, der ästhetisch überdacht und neu aufgeteilt wird, wodurch neue Möglichkeiten aufgedeckt werden.